Vorhang auf: Ehrenamt

Ehrenamtliches Engagement ist wichtig für die Gesellschaft. Im Ehrenamt wird das Gemeinsame vor das Trennende gestellt. Ohne die Bereitschaft vieler Menschen, sich gesellschaftlich zu engagieren, würde das öffentliche Leben in unserem Land anders aussehen. Die Bandbereite des Engagements reicht vom Sport über die Kultur bis hin zu den Blaulichtorganisationen, um nur einige Bereiche zu nennen.  Das ausgeprägte Ehrenamt im Land ist letztlich das zentrale Fundament unseres Gemeinwohls und trägt wesentlich zur hohen Lebensqualität im Land bei. Ehrenamtliche Tätigkeit stärkt den Zusammenhalt und das Miteinander in der Bevölkerung. 

2019, also unmittelbar vor der Corona-Pandemie, waren laut einer repräsentativen Befragung 43 Prozent der Vorarlberge:rinnen in organisierter Form ehrenamtlich tätig. Das heißt, dass in den über 5.100 Vereinen im Lande in Summe ca. 172.000 Menschen freiwillige Arbeit leisten. Insgesamt – also zusammen mit jenen, die sich (auch) auf privater Basis engagieren – beträgt der Anteil der freiwillig Engagierten 55,7 Prozent. Sie wenden dafür im Durchschnitt etwa fünf bis sechs Stunden pro Woche auf, was hochgerechnet zwischen 25.000 und 35.000 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Fast alle Lebensbereiche sind vom Ehrenamt durchdrungen. Das geht vom Sozial- oder Gesundheitswesen, den Sport- und Freizeitbereich, über Kulturinitiativen bis hin zum Natur- und Umweltschutz.

Vorhang auf: Ehrenamt – eine Initiative von LAbg. und Jugendsprecher Raphael Wichtl

LAbg. Raphael Wichtl hat sich vor dem Sommer intensiv mit dem Ehrenamt beschäftigt und die Initiative „Vorhang auf: Ehrenamt“ gestartet. Neben zahlreichen Besuchen bei über 30 Vereinen, wurde eine Umfrage über das Internet aufgesetzt. Diese Umfrage ist auf großes Interesse gestoßen und hat spannende Eindrücke hinterlassen. Ziel der Initiative war es, Stellschrauben zu identifizieren und das Ehrenamt in weiterer Folge zu stärken. 

Ergebnisse der Umfrage

An der Umfrage zur Initiative „Vorhang auf: Ehrenamt“ haben 547 Personen teilgenommen. Der größte Teil erstreckt sich auf die 41- bis 60-jährigen. Die Bereiche, aus welchen die ehrenamtlich Tätigen kommen, sind vielseitig. In der Umfrage waren 6 Auswahlmöglichkeiten angeführt, welche Bildung, Blaulichtorganisation, Kultur, Musik, Sportverein oder Sonstiges beinhalteten. Die meisten der Teilnehmenden sind in einer Blaulichtorganisation tätig. Die Umfrage wurde anonym durchgeführt.

Zur den detaillierten Umfrageergebnissen geht es HIER.

In der Umfrage wurden den Teilnehmer:innen neben sozio-demografischen, zwei inhaltliche Fragen gestellt: 

1. Was muss gemacht werden, damit das Ehrenamt attraktiv bleibt bzw. attraktiver wird?

2. Was sind aus Ihrer Sicht die Herausforderungen mit dem das Ehrenamt konfrontiert ist?

Die Fragen wurden umfangreich beantwortet. Unter anderem sind die folgenden Zitate Antworten auf die Fragen.

„Es kann nicht sein, dass mir als Feuerwehrmann Urlaub nehmen muss, um in den Einsatz zu gehen hier müssen Lösungen gefunden werden, um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten.“

„Keine Entschädigung durch Geld, sondern eventuell Wertschätzung durch spezielle Rabatte für Funktionär: innen bei Saisonkarten, Ausrüstung, die auch im Einsatz verwendet wird, oder auch Beteiligung an Gebühren, die für Fortbildungen anfallen.“

„Komplexe rechtliche Vorgaben quer durch die Rechtsordnung, deren Erfassung nicht von jedem erwartet werden kann, speziell wenn kein großer Dachverband vorhanden ist.“

Forderungen der JVP Vorarlberg im Bereich Ehrenamt

Die JVP Vorarlberg hat aus den Umfrageergebnissen und den vielseitigen Antworten der ehrenamtlich Tätigen folgende 4 Schlussfolgerungen gezogen.

1. Ein Anreizsystem für Funktionär:innen: Klimaticket für Vereinsmitglieder in Funktion

Immer weniger Vereine finden Ehrenamtliche für Funktionen in Verantwortung. Oftmals kann die Nachfolgesuche ein sehr langwieriger Prozess werden. Darunter leidet nicht nur der Verein selbst, sondern auch deren Mitglieder. Mitglieder stellen sich die Frage, warum man eine Funktion übernehmen sollte, wenn man sie in weiterer Folge nicht mehr loswird und mehrere Jahre in einem Amt „gefangen“ ist.

Es muss daher etwas unternommen werden, damit wieder vermehrt ehrenamtlich Tätige bereit sind, eine Funktion in einem Verein wahrzunehmen. 

Wir fordern ein Anreizsystem für Funktionär:innen. Rabatte sind hier ein adäquates Mittel, aber auch das Bereitstellen eines Klimaticket Vorarlberg für Funktionär:innen wären ein sinnvoller Anreiz. 

2. Freistellungsanspruch für Einsätze bei Blaulichtorganisationen

Wir müssen auch zukünftig die Einsatzbereitschaft unserer Blaulichtorganisationen sicherstellen. Es kann nicht sein, dass Ehrenamtliche aus Blaulichtorganisationen für Einsätze Urlaub nehmen müssen.

Wir fordern deshalb einen Freistellungsanspruch für die Dauer des Einsatzes von ehrenamtlichen in Blaulichtorganisationen.

3. Auszeichnung für Betriebe, die freiwilliges Engagement außerhalb der Arbeit fördern

Unternehmen zeigen deren Auszeichnungen wie „Familienfreundlicher Betrieb“ oder jene des „Ausgezeichneten Lehrbetriebs“ gerne nach außen. Sie dienen unter anderem als Instrumente, Angestellte für ihren Betrieb zu gewinnen.

Wir fordern eine Auszeichnung für ehrenamtsfördernde Betriebe. Die Kriterien, wie Unternehmen deren Angestellte im Ehrenamt fördern, sollen ausgearbeitet werden.

4. Entbürokratisierung und Novellierung des Vereinsgesetzes

Die Bürokratie und die rechtlichen Verpflichtungen von Vorständen in Vereinen sorgen für weitere Barrieren, Verantwortung im Ehrenamt zu übernehmen. Das Vereinsgesetz muss dringend überarbeitet, entrümpelt und novelliert werden. Wie dies konkret funktionieren soll, werden wir in den nächsten Wochen ausarbeiten. Mit heute startet eine Petition zum Thema „Novellierung und Entrümpelung des Vereinsgesetzes: Das Vereinsleben muss nicht komplizierter gemacht werden, wie es sein muss. Hier geht’s zur Petition

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